Käfer-Zelt: Seine Schänke liebt auch Königin Silvia

München - Alles begann 1941 mit nur 40 Plätzen – heute gehen Promis, Fußballer und sogar Könige in „Käfer’s Wiesn-Schänke“ ein und aus. Die tz hat Wirt Michael Käfer auf den Zahn gefühlt.
Wie sieht sein Alltag auf der Wiesn aus? Wer war sein prominentester Gast? In der tz verrät Michael Käfer seine ganz persönlichen Wiesn-Geheimnisse und -Anekdoten.
Mein Wiesn-Glücksbringer: Dieses Jahr erstmals das Foto von unseren kleinen Zwillingen Nikolas und Raphael, das ich auf dem Handy immer bei mir habe. Leider habe ich während der Wiesn wenig Zeit für sie, aber das wird nachgeholt.
Mein Wiesn-Ritual: Am Freitagabend, bevor es losgeht, machen meine Frau Clarissa und ich noch einen ausführlichen Gang durch die leere Käfer Wies’n-Schänke, bewundern die neuen Dekorationen und saugen die Atmosphäre auf. An diesem Punkt steigt die Vorfreude fast ins Unermessliche. Und der letzte Abend ist mittlerweile schon Kult geworden. Da feiern wir mit unseren Gästen die letzte Stunde mit Wunderkerzen, kleinen Aktionen und den schönsten Liedern. Da kommt Wehmut auf! Aber die Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.
Mein Lieblingsplatz im Zelt: Überall. Ich bin eigentlich die ganze Zeit auf den Beinen und laufe durch die Wies‘n-Schänke. An jedem Tisch treffe ich nette, gut gelaunte Gäste, kann mich mit allen unterhalten und behalte so den Überblick, wer gerade da ist.
Mein Wiesn-Geheimnis/-Geheimtipp: Fahren Sie an einem schönen Abend eine Runde Riesenrad! Meine Frau und ich machen das jedes Jahr. Nirgendwo hat man einen so schönen Blick über die Wiesn und ganz München. Während sich das Rad ganz gemächlich vor sich hin dreht, wird einem die Dimension, die Buntheit und die schöne Atmosphäre des Oktoberfestes wieder richtig bewusst.
Mein Wiesn-Spatzl: An erster Stelle meine Frau Clarissa, sie ist in den fünf Jahren, die wir das jetzt gemeinsam machen, die perfekte Wiesn-Wirtin geworden. Ein echtes Naturtalent! Und dann natürlich meine Betriebsleiterin Susanne Geimann, die die Wies’n-Schänke voll und ganz im Griff hat, unser Küchenchef Andreas Schinharl, der die genialsten Schmankerl entwickelt und der ganze Rest unseres toll eingespielten Teams.
Meine lustigste Wiesn-Anekdote: 2003 bekam ich einen Anruf von Herrn Thalhammer vom Wirtschaftsreferat, der mich so richtig ins Schwitzen brachte. Er wollte in meinem gerade genehmigten Notzelt wegen Wettbewerbsverzerrung 50 Feldbetten des Roten Kreuzes zum Ausnüchtern aufstellen. Ich habe mich um Kopf und Kragen geredet, bis sich schließlich Bernhard Ziegler vom Spaßtelefon auf Bayern 1 zu erkennen gab. Wenn ich daran zurückdenke, muss ich immer noch lachen. Ohne die Reservierungspanne von damals hätte es das nie gegeben.
Mein prominentester Wiesn-Besuch: König Carl Gustav und Königin Silvia von Schweden. Das ist zwar schon ein Weilchen her, aber ich erinnere mich immer wieder gerne daran. Allerdings freue ich mich am meisten über unsere vielen Stammgäste, die seit Jahren zu uns kommen.
Mein Wiesn-Hit: Das ist und bleibt für mich die Spider Murphy Gang mit Skandal im Sperrbezirk!
Mein typischer Wiesn-Tag: Morgens fahre ich wie immer um 9 Uhr erst einmal ins Büro und widme mich dem Alltagsgeschäft. Meine Frau ist schon früher da und kümmert sich um die Mittagsgäste. Am frühen Nachmittag fahre ich dann auf das Oktoberfest und mache dort erst einmal einen Rundgang durch das ganze Zelt und vergewissere mich, dass alles reibungslos läuft. Gegen 18 Uhr gehe ich mit dem Reservierungsteam noch einmal alle Tische für den Abend durch. Da wir einen so hohen Stammkundenanteil haben, ist es besonders wichtig, dass die Gäste einen Tisch haben, an dem sie sich wohlfühlen. Sobald die ersten Abendgäste eintreffen bin ich eigentlich nur noch im Zelt unterwegs, begrüße die Leute, schaue, dass alles passt und kümmere mich um besondere Wünsche. Wenn das letzte Lied gespielt ist und sich die Wies’n-Schänke leert, machen wir noch die Abrechnung und dann fahren Clarissa und ich nach Hause, wo wir noch kurz beieinander sitzen und bewusst nicht übers Geschäft sprechen.
Mein Urlaubsziel nach der Wiesn: Direkt nach der Wiesn brauche ich keinen Urlaub. Das Oktoberfest ist für mich einfach die schönste Zeit im Jahr und ich fühle mich danach wie neu geboren. Die wunderbare Stimmung und 17 Tage lang nur positives Feedback der Gäste sind für mich fast wie Ferien. Außerdem eröffnet ja knapp zwei Wochen nach der Wiesn die Schrannenhalle, und ich muss mich um den Endspurt unseres Delikatessen-Marktes kümmern.
Mein Wirte-Vorbild: Mein Vater. Er hat mit seiner einmaligen Idee, ein altes Bauernhaus auf der Wiesn aufzubauen und dort hochwertige bayerische Küche zu bieten, den Grundstein für den heutigen Erfolg gelegt. Und Hermann Haberl, ein Ausnahme-Gastgeber mit einem unheimlichen Charme, freundlicher Gelassenheit, Bodenhaftung und beständigem Erfolg.
tz