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Als die Wiesn Feuer fing

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Ein dramatischer Stich des Wiesn-Brandes von 1887. © Archiv Heinz Gebhardt

München - Ein historisches Dokument belegt: Vor 125 Jahren brannte es auf dem Oktoberfest in der Weinhütte. Das dramatische Ereignis jährt sich am Donnerstag zum 125. Mal. Wir blicken zurück auf die dramatischen Ereignisse.

Der Schatz stammt aus der Wilhelminischen Kaiserzeit. Er ist 146 Seiten stark und überdauerte unbeschadet zwei Weltkriege. Es handelt sich um eine wunderbare Feuerwehr-Dokumentation aus versunkenen Münchner Zeiten und eine Chronik kleiner und großer Brände.

Zum Beispiel von dem verheerenden Feuer auf dem Oktoberfest am 27. September 1887. Er jährt sich am Donnerstag zum 125. Mal und hatte das erste historisch verbriefte Rauchverbot in sämtlichen Festzelten zur Folge. In der Weinhütte (Vorläufer des heutigen Weinzeltes) brach wegen einer umgefallenen Petroleumlampe Feuer aus. In den Flammen kam Weinwirt Julius Frey ums Leben.

Bilder aus über 200 Jahren Wiesn-Geschichte

Der erste Tagebuch-Eintrag stammt aus dem Jahr 1875, der letzte von 1889. Darin notierten die jeweiligen Schriftführer der Sendlinger Wehr 443 wichtige ­Ereignisse: Brände natürlich und neue Anschaffungen sowie alle Arten von Versammlungen und Beschreibungen der zahlreichen Ausflüge mit Pferdefuhrwerk und Blaskapelle ins Umland oder zu befreundeten Feuerwehren.

Nach 1889 geriet das blaue Buch in Vergessenheit. Erst im Jahr 2003 meldete sich die heute hochbetagte Tochter eines ehemaligen Sendlinger Feuerwehrkommandanten, die das Buch im Nachlass ihres Vaters fand.

Zunächst wurden nur einzelne Passagen übertragen. Mittlerweile haben Horst Reinelt und Angela Stilwell von der Sendlinger Feuerwehr das Heft zu zwei Dritteln übersetzt. Reinelt: „Die Chronik ist in altdeutscher Kurrentschrift verfasst, an die wir uns erst gewöhnen mussten. Zum Übersetzen benötigt man Ruhe, gutes Licht und hin und wieder eine zweite und dritte Meinung.“

Denn viele Begriffe wie etwa „Abprotzspritze“ existieren heute nicht mehr. Der Sendlinger Feuerwehrschatz wird sicher im Safe verwahrt, damit er nie mehr abhanden kommt.

Der Originaltext

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Die stolze Löschmannschaft © Archiv Heinz Gebhardt

Brand. 7 ½ Uhr Abends. Bei Gelegenheit des Oktoberfestes entstand auf der Theresienwiese durch eine umgefallene Petroleumlampe in der Weinhütte des bei der Katastrophe leider mit zu Grunde gegangenen Weinwirtes Frey ein Brand, welcher sich in ganz kurzer Zeit durch Ergreifen weiterer 5 Buden zu einem sehr gefährlichen Großfeuer gestaltete. Die 6. Compagnie war trotz Nichtallarmirung, verursacht durch Versagen des Anschlagwerkes auf dem Kirchthurme in Sendling, noch gleichzeitig mit der 1. Compagnie 41 Mann stark eingetroffen u. zwar mit Steigerwagen u. der Abprotzspritze, welch letztere ungefähr 1 Stunde in Aktion kam. Anwesend waren: Compagnieführer, Adjutant, 2 Zugführer, 2 Sektionsführer, 1 Zeugmeister, 10 Steiger, 21 Spritzenmänner, 2 Sanitätsmänner u. 1 Signalist. Die Compagnie rückte Abends 8 Uhr wieder vom Brandplatze ab.

Die Deutung

Als 1887 erstmals die Wirte mit einem eigenen Festzug auf die Theresienwiese einzogen, ahnte noch niemand, dass es wenige Tage später, am Dienstag, dem 27. September, zu einem großen Feuer auf dem Oktoberfest kommen würde. In der „Pfälzischen Weinbude“ des Wirtes Julius Frey entstand durch eine umgefallene Petroleumlampe ein Brand, der auf weitere Festbuden übergriff. Der Wirt kam ums Leben.

Die Alarmierung erfolgte damals durch ein Glockensignal vom Kirchturm der Alten Pfarrkirche St. Margaret, das in diesem Fall jedoch nicht funktionierte. In der Folge wurde 1888 das erste Rauchverbot in den Zelten erlassen, das erst mehr als 120 Jahre später aus gesundheitlichen Gründen erneut eingeführt wurde.

Feuerwehr sucht alte Dokumente

Wieviele Feuerwehr-Schätze aus alter Zeit liegen wohl heute noch unentdeckt in Kellern und Kisten? Die Freiwillige Feuerwehr München sucht Dokumente, Bilder oder auch Ausrüstungsgegenstände aus alten Münchner Zeiten. Damit soll die Geschichte der Münchner Feuerwehr lebendig erhalten und durch Originale ergänzt und dokumentiert werden. Die Freiwillige Feuerwehr ist zu den Bürozeiten von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr unter der Rufnummer 089/2353-3392 oder auch per E-Mail unter info@ff-muenchen.de erreichbar.

 Dorita Plange

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