Wiesn-Bedienung arbeitet mit Fieber durch – „Wer nicht testet, ist auch nicht positiv, ganz klar“
Das Oktoberfest darf ohne Corona-Auflagen stattfinden. Die Inzidenzen steigen in Bayern nun deutlich. Wiesn-Bedienungen berichten über kranke Mitarbeiter in den Festzelten.
München – Das Oktoberfest 2022 neigt sich dem Ende zu. Am 3. Oktober wird zum letzten Mal in diesem Jahr in den Festzelten der Wiesn gefeiert. Je weniger Tage der Wiesn bleiben, desto höher steigt die offizielle Inzidenz. Sie steuert in München mittlerweile auf die 1000er-Marke zu. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher sein. Ein Zusammenhang zum Oktoberfest lässt sich nicht beweisen, liegt allerdings nahe. Volksfeste in Dachau und Straubing zeigten ähnliche Tendenzen. Nun berichten Wiesn-Bedienungen auf TikTok von kranken Kellnern und dass sie trotz Fieber weiterarbeiten.
Kranke Wiesn-Bedienung erzählt von Arbeit in Zelten – „Trotz Fieber noch bis zum Schluss geschafft“
„Also für mich ist heute offiziell der schlimmste Tag von dem Fest. Ich hab heute sogar zwischendurch Fieber gehabt“, berichtet eine Wiesn-Bedienung auf TikTok an Tag 15. Seit dem Anstich nimmt sie ihre Follower tagtäglich mit ins Festzelt und erzählt von den Schichten. Am Ende von Tag 15 lautet das Fazit: „Trotz Fieber noch bis zum Schluss geschafft.“
„Ich finds so funny, weil einfach jede Bedienung krank ist, aber wir müssen uns nicht testen und wer sich nicht testet, ist auch nicht positiv. Ist ganz klar“, hatte sie bereits ein paar Stunden zuvor mit ironischem Unterton ihren Followern erzählt. Auch eine andere Kellnerin berichtet an Tag 14 von Erkältungssymptomen. Das ist bei dem diesjährigen, tristen Wiesn-Wetter wahrscheinlich auch wenig verwunderlich. „Ich war schon in der Apotheke und habs fast leer gekauft“, erzählt sie im Video.

Wiens-Bedienung arbeitet trotz Fieber im Zelt: Die Reaktionen sind unterschiedlich
Die Reaktionen der Follower sind sowohl zusprechend als auch ablehnend. „Ist ja nicht so, dass ihr die Keime dann schön verteilt…“ und „Wie sich Wiesn Bedienungen auf TikTok selber feiern, weil sie es trotz Fieber bis zum Tagesende durchgehalten haben“, lauten die ablehnenden Kommentare auf Twitter und TikTok.
„Wenn getestet wird, könnten die Wirte zusperren“, kommentiert indes ein anderer User. „Was ihr leistet, ist der Hammer. Großen
Respekt“, wird die Arbeit in den Festzelten gelobt. Beim Thema Corona merken einige an, dass viele Menschen, die die Wiesn besuchen, infiziert sind – unbewusst oder bewusst. „Ich weiß, dass sich Bedienungen auch teilweise testen beziehungsweise trotzdem positiv kommen. Ist halt so“, schreibt ein User außerdem. Überprüfen lässt sich das an dieser Stelle nicht. Die Corona-Regeln des Oktoberfests im Überblick.
Wiesn-Bedienung als Knochenjob: 17 Tage ohne Pause – Kellner berichten von „Wiesnfieber“
Auch ohne Corona ist der Job der Wiesn-Kellner ein Knochenjob. 16 oder wie in diesem Jahr 17 Tage ohne Pause im Zelt bedienen: Das kann schlauchen. 2016 erzählte eine Oktoberfest-Kellnerin bei tz: „Letztes Jahr konnte ich mich tagelang nicht mal selbst im Bett umdrehen, so weh tat mir alles! Die Wochen vor der Wiesn bestehen deshalb hauptsächlich daraus, dass ich mich mit Medikamenten, nährstoffreichen Müslis, Getränken, Bandagen, Obst und Vitaminen eindecke.“
Und als Wiesn-Bedienung muss man „auch gut auf sich Acht geben.“ „Deshalb tragen viele von uns Halstücher und Schals, um ihre vom Schreien angestrengte Stimme zu unterstützen und Jacken, damit wir nicht frieren. Manche tragen auch Stirnbänder oder Mützen, um nicht krank zu werden“, so Sabine Spieler, eine Wiesn-Bedienung bei focus. „Viele überschätzen sich und sind dann ab dem zweiten Tag krank.“ Oktoberfest-Servicekräfte erhalten übrigens keinen Stundenlohn.
Trotz der Knochenarbeit scheint es für viele ein Herzensjob zu sein. Wenn man erst einmal in das Oktoberfest eingetaucht sei, stelle sich ein gewisses „Wiesnfieber“ ein, berichtet eine Servicekraft bei der SZ. „Dann will man das immer wieder machen!“ Das Wiesnfieber hatte wohl auch ein paar Patienten auf der Wiesn-Sanitätsstation gepackt – sie feierten zu Bella Ciao. (chd)
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