"Er hat geatmet, bis die ganze Familie da war"

München - Anton Weinfurtner, ehemaliger Hotelkönig, Wiesnwirt und Millionen-Pleitier († 80) ist tot. Witwe Marianne (75) trauert. Für das Paar ging es gemeinam steil bergauf, doch auch zusammen in den Knast.
Toni Weinfurtner starb am Dienstag in einem Krankenhaus in Bogenhausen an den Folgen einer Gehirnblutung. „Ich bin unendlich traurig“, sagte seine Witwe Marianne Weinfurtner (75) am Donnertag unter Tränen zur tz. Denn sie und ihr Mann haben sich unendlich geliebt: „Wir waren ein Traumpaar und haben immer zusammen gehalten, die ganzen 50 Ehejahre lang“, sagt sie.
Und es waren wechselhafte Zeiten, die die beiden zusammen durchlebt haben. „Es waren schöne und schlimme Zeiten“, fasst Marianne Weinfurtner zusammen. Und könnte es nicht treffender sagen. Erst ging es steil bergauf, und dann ebenso steil bergab. In den 1980er- und 1990er-Jahren gehörten die Weinfurtners zu den Glanzlichtern der Gesellschaft. Sie hatten ein Bäder-Imperium, führten als Wiesn-Wirte das Hippodrom und besaßen 20 Hotels und Gaststätten, unter anderem das Schwabinger Bräu, den Hahnhof, das Deutsche Theater, fünf Hotels in München und drei Hotels in Bad Wörishofen.
1,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen
Aber dann fielen die Weinfurtners. Und dies so tief, wie man nur fallen kann, wenn man es vorher bis ganz zur Spitze geschafft hatte. Das Imperium zerfiel zu Staub, seine Schöpfer landeten im Knast. Weil sie 1,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen hatten, machte man ihnen 2003 den Prozess. „Bei 20 Hotels und Gaststätten verloren wir den Überblick“, erklärte Marianne Weinfurtner damals vor dem Landgericht München I. Dieses aber ließ diese Ausrede nicht gelten und verurteilte Marianne Weinfurtner zu viereinhalb Jahren Gefängnis, Anton Weinfurtner zu dreieinhalb Jahren. Nach der Haft lebte das Paar zurückgezogen in einer Wohnung in der Münchner Innenstadt.
Die Wiesn-Wirte aus den großen Festzelten
Dort passierte am Montag das Unglück. Anton Weinfurtner holte in der Früh die Post und stürzte vor dem Aufzug. Dabei fiel er so

unglücklich, dass sein Kopf gegen einen Betonsockel knallte. „Er kam sofort ins Krankenhaus, wo die Ärzte stundenlang operierten“, erzählt Marianne Weinfurtner und weint leise. Doch vergeblich, sie konnten Anton Weinfurtner nicht retten, die Gehirnblutung war zu schwerwiegend. „Sie stellten die Beatmungsmaschine ab und sagten, er werde noch eine halbe Stunde lang leben.“ An seinem Bett saßen außer seiner Frau zu diesem Zeitpunkt schon die Kinder Claudia (38) und Ulrich (43). Nur der älteste Sohn Toni (48) war noch nicht da. „Er hatte eine lange Anfahrt und kam erst nach vier Stunden. Aber so lange hat mein Anton noch geatmet. Bis die ganze Familie versammelt war.“
Goldene Hochzeit gefeiert
Für Marianne Weinfurtner war das wie ein Wunder. Der Verlust ihres Mannes ist für sie kaum zu verkraften: „Wir waren immer zusammen. Jetzt fühle ich mich unendlich alleine.“ Dabei sah bis vor ein paar Tagen alles noch so rosig aus. Erst in der vergangenen Woche feierten sie ihre goldene Hochzeit. Es war ein ganz besonderes Fest, erzählt die Witwe: „Mit 100 Freunden, wer hat in unserem Alter noch so viele Freunde?“
Gefeiert haben die Weinfurtners an dem Ort, an dem sie auch geheiratet hatten: in einem Gasthof in Altötting und in der dortigen Gnadenkapelle. „Es war eine besondere Ehre, dass wir da hineindurften!“ Der kommende Freitag wird schwer werden für die Familie, da tragen sie Anton Weinfurtner zu Grabe. Das Requiem findet um 11 Uhr in der Theatinerkirche statt, danach wird Anton Weinfurtner auf dem Nordfriedhof beigesetzt.
Susanne Sasse